Am 29.7. startete unser Abenteuer nach Rio. Nach rund 22 Stunden Reise sind wir mitten in der Nacht im olympischen Dorf angekommen. Nachdem wir unsere Zimmer bezogen haben, beschlossen wir noch einen kurzen Abstecher in die Esshalle zu machen, da doch alle unsere Schwergewichtsmägen nach der langen Reise ziemlich hungrig waren. Nach 15 Minuten Fussweg erreichten wir das riesige Zelt. Für einen Moment blieben wir stehen und bestaunten die enorme Grösse dieser Dininghall.

Am nächsten Tag begaben wir uns zur Lagoa Rodrigues des Freitas, an welcher sich unsere Rennstrecke befand. Nach einer guten Stunde Busfahrt sind wir bei der Lagune eingetroffen. Unseren Augen bot sich eine einzigartige Kulisse. Die Copacabana war gerade mal einen knappen Kilometer vom Ziel entfernt. Zusätzlich hatten wir direkte Sicht auf den Cristo und die hüglige Landschaft, welche für Rio so typisch ist. Ein Blick auf den See vermochte jedoch unsere Begeisterung etwas zu trüben. Es herrschte starker Seitenwind ab Streckenhälfte. Wir mussten in den kommenden Trainingstagen feststellen, dass dies keine Ausnahme war.

Am 6.8. war es dann endlich so weit. Die olympischen Spiele konnten für uns beginnen. Wir erwischten einen harten Vorlauf. Dies war uns jedoch nicht sofort bewusst, da wir in dieser Saison gegen viele Boote noch kein Rennen bestritten haben. Am Vorlauftag windete es, wie erwartet, kräftig von der Meerseite. Unser Start ist uns nicht optimal gelungen und so kam es, dass wir schon früh eine Bootslänge hinter den führenden Australier lagen. Zusätzlich ging Polen mit Australien mit. Etwa 200 Meter vor Streckenhälfte lag unser Boot an 2. letzter Stelle, doch dann fanden wir endlich in unseren Rhythmus. Wir gewannen an Geschwindigkeit und überholten zuerst die Briten und kamen dann immer näher an Polen heran. Ein paar Augenblicke schien es, als ob wir knapp vor Polen wären. Nach einem sehr harten Endspurt überquerten wir aber die Ziellinie unglücklich mit 0.24 Sekunden hinter Polen und Australien auf dem 3. Rang. Australien und Polen standen im Olympiafinal. Wir mussten nun über den Hoffnungslauf, wo wir erneut erneut auf harte Konkurrenz trafen.

Klar, das ist Olympia, wo alle Boote sehr stark sind, doch wegen des schwierigen Seitenwindes hat sich Deutschland im Vorlauf nicht direkt qualifiziert. Nun standen sie mit uns im Hoffnungslauf. Dieser Tag war einer von wenigen Tagen, an welcher die Lagune beinahe flach war. Nicht wie im Vorlauf haben die Deutschen nun im Hoffnungslauf zu ihrer früheren Form zurückgefunden. Sie dominierten das Rennen und gewannen souverän. Unser Boot hingegen hatte mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Wir haben uns so sehr vorgenommen, unsere Startphase im Gegensatz zum Vorlauf zu verbessern. Der Start selber gelang schon besser, doch dann fanden wir nicht in den guten Streckenrhythmus, welcher uns im Vorlauf schlussendlich so weit nach vorne brachte. Deutschland und England zogen immer mehr davon. 500 Meter vor dem Ziel lagen wir eine Länge hinter England und somit an 3. Stelle. Diesen Rückstand konnten wir nicht mehr aufholen und so standen wir im B-Finale.

Auf einmal ist der Traum von einer Olympiamedaille oder zumindest einer A-Finalplatzierung geplatzt. Vier lange Jahre haben wir für diesen Wettkampf täglich unser Bestes gegeben. In jedem Training glaubten wir daran – bei allem was wir für dieses Ziel gaben. Doch es musste nicht so sein. Gelernt haben wir Vieles. Diese nicht so tollen Erfahrungen, sind jedoch enorm wichtig und wertvoll und gilt es nun in unseren „Rucksack zu packen“.

Die kommenden Tage waren hart. Die Enttäuschung war gross. Wichtig war jedoch, dass wir uns irgendwie wieder fangen konnten, um wenigstens im kleinen Finale einen guten Abschluss zu machen. Am Tag nach der verpassten Finalqualifikation wäre dies niemals möglich gewesen. Im Training funktionierte nicht viel. Am eigentlichen Finaltag schon etwas mehr, aber ich bin mir nicht sicher, ob wir schon wieder bereit gewesen wären. Zum Glück wurde der Finaltag um einen Tag verschoben. So hatten wir einen Tag mehr Zeit, uns zu fangen. Dies gelang uns dann auch. Wir fanden wieder, wie im Vorlauf, einen soliden Rhythmus und so gelang es uns, den kleinen Final zu gewinnen. Mit einem 7. Schlussrang und einem damit verbundenen Diplom beendeten wir die olympischen Spiele 2016 in Rio.

Trotz des nicht erreichten Ziels waren die olympischen Spiele für mich eine wirklich eindrückliche und unvergessliche Erfahrung. Ich bin allen unendlich dankbar, die mich auf diesem Weg unterstützt haben. Ohne euch wäre dies nicht möglich gewesen!