Nach zwei sehr intensiven Trainingswochen in Varese, hatten wir einen Tag Zeit zu Hause, um unseren Koffer neu zu packen und uns ein wenig zu erholen. Doch schon am nächsten Tag riss uns der Wecker um 5.00 Uhr aus dem Schlaf. Unsere Reise führte uns in den nordöstlichen Teil Deutschlands, genauer gesagt Brandenburg an der Havel. Es ist meine zweite Reise in diese wunderschöne Gegend Deutschlands. Doch leider hatte ich nicht nur gute Erinnerungen an meine erste Regatta auf dem Beetzsee vor vier Jahren. Enorme Wellen erschwerten uns das Rennen und unser damaliger Coach Tim Foster sah sich gezwungen unseren schweren U23 Vierer Ohne, aufgrund des schlechten Resultates, wieder aufzulösen und neue Trials zu machen.

Nichts desto trotz freuten sich Nico und ich enorm auf die EM. Es war für unseren Doppelzweier eine weitere Chance unser Können unter Beweis zu stellen. In Varese konnten wir einmal mehr sehr gut trainieren, hatten Spass an jedem Schlag und verbesserten uns von Tag zu Tag. Auch die Trainingsrennen, welche uns als Gradmesser nebst den Regattas dienen, waren vielversprechend. Mit dem Wissen, dass uns im Norden Deutschland fast meerartiges Wasser erwarten wird, haben wir auch in Varese die Wellen ausgenutzt und sind bei jedem Wasser trainieren gegangen.

Im Vorlauf spürten wir den Seiten-Gegenwind vom Beetzsee schon ein wenig. Nach einem etwas verhaltenen Start fanden wir gut ins Rennen und konnten uns ab Streckenhälfte zu den ersten drei Booten zählen. Dank unserem Endspurt überholten wir sogar noch die Franzosen und kreuzten so als Zweite die Ziellinie. Somit standen wir direkt im Halbfinal vom Samstag.

Im Halbfinal wehte schon ein heftigerer Wind als noch am Vortag. Doch es war noch gut ruderbar. In dieses Rennen sind wir gut gestartet. Bei Streckenhälfte führte Kroatien, dahinter Litauen, gefolgt von uns und den Polen. Es war ein Kopf an Kopf Rennen mit ständigem Wechsel zwischen uns und den Polen. Kurz vor dem Ziel konnten wir sie dann jedoch abschütteln und überquerten die Ziellinie als Dritter mit einer Sekunde hinter dem Vizeweltmeister Litauen.

Am Finaltag bekamen wir die nicht gerade vorteilhafte sechste Bahn zugeteilt. Nichts desto trotz freuten wir uns enorm auf dieses Rennen, welches wir uns durch die Regatta erkämpft haben. Wir waren voller Elan, die anderen Boote so fest wie es nur ging, anzugreifen. Doch an diesem Tag waren nicht nur die anderen Nationen unsere Gegner, sondern auch der starke Seiten-Gegenwind. Schon beim Einfahren wurde klar, dass dies ein Rennen wird, wie kein anderes.
Beim Ausrichten musste ich meinem Bugmann helfen, unser Boot in Richtung zu halten, so sehr drängte uns der Wind zur Seite. Der Start erfolgte durch einen Quickstart, was bedeutet, dass nicht mehr alle Länder aufgezählt werden und somit der ganze Start schneller von Statten geht.
Die ersten 1000 Meter waren schlimm. Unser Boot füllte sich mit Wasser, wir verpassten jegliche Einsätze, wurden in eine andere Bahn getrieben und hatten nur ein Ziel: ins Ziel zu kommen. Doch alle Teams hatten mit diesen Bedingungen zu kämpfen. Einmal mehr bewies Kroatien eindrücklich, dass sie auch dieses Wasser meistern können. Gleich zu Beginn setzten sie sich vom Feld ab.
Irgendwie kämpften wir uns über die Strecke und ab der 1250 Meter-Marke ging alles plötzlich enorm schnell. Norwegen mit Olaf Tufte war plötzlich gleich auf mit uns und Litauen. Wir überholten das Wikingerboot und versuchten mit Litauen mitzuziehen. Doch leider vermochten wir deren Tempo nicht zu halten und beendeten die EM mit dem 4. Schlussrang.

Die Regatta hat mir enorm viele wertvolle Erfahrungen in meinen Rucksack mitgegeben. Sie hat uns gezeigt, dass wir auch im Doppelzweier bei der Weltspitze mitmischen können und im Stande sind, bei enorm schwierigen Verhältnissen im Rennen zu bleiben.

Unsere Kollegen aus dem Doppelvierer sind auf gutem Weg, bald wieder einsatzfähig zu sein. Morgen starten wir voraussichtlich mit dem Doppelvierertraining, um auch im Grossboot Fortschritte zu machen, damit wir dann im Sommer bereit sind.